Musik & Therapie

Musiktherapie – Begleitung im Tageshospiz

Lebensübergänge gestalten

Mein eigener Herzstillstand war ein Wendepunkt – und das größte Geschenk zugleich. Nicht, weil sich mein Blick auf Leben und Sterben grundlegend verändert hat, sondern weil ich durch das Erleben dessen einen persönlichen Zugang zum Leben erfahren habe. Kein Ende, sondern Wandlung, ein Übergang – vergleichbar mit einer Geburt: eine Bewegung aus einem Zustand des Seins in einen anderen. Weiterleben – in anderer Form.

Einmal pro Woche begleite ich im Tageshospiz der Villa Auguste Leipzig Menschen, die sich in einer besonders sensiblen Phase ihres Lebens befinden: in der des letzten Übergangs.
Auch wenn dieses Angebot ein geschlossener Rahmen ist, bin ich offen dafür, meine Erfahrungen in Fortbildungen oder Austauschformaten weiterzugeben – eine kurze Nachricht an mich genügt.

Die Musik, die dort entsteht – durch gemeinsames Singen und Tönen, das Spiel mit Instrumenten, z.B. dem Körper-Monochord, der Shruti-Box, Kalimbas, Klangspielen, Trommeln oder den Liedern aus dem Leben der Menschen selbst wird zum Dialog. Ein tiefer und lebendiger Austausch zwischen den Menschen, mit sich selbst, zwischen Erinnerung und Erwartung im Augenblick.

Jede musiktherapeutische Begegnung in diesem Rahmen ist einzigartig. Manche Menschen sehe ich nur wenige Male, andere über mehrere Wochen und Monate. Jede musikalische Session entsteht aus dem Moment – spontan, lebending und ausgerichtet auf die jeweilge Tagesverfassung und Konstellation – eine größere Runde, ein kleiner Kreis oder ein nahes Einzelsetting.

Meine Tätigkeit im Hospiz schenkt mir nicht nur tiefen Zugang zum Gegenüber, sondern auch immer wieder einen stillen Blick auf das Wunder des Lebens selbst – und auf die Würde, die jedem einzelnen innewohnt, gerade am Übergang. Diese Arbeit ist mir deshalb besonders nah und lieb. Sie verträgt keine Konzepte, sondern ruft nach Präsenz. Sie lebt nicht von großen Worten oder spektakulären Tönen, sondern vom Zuhören, Mitgehen, Mitklingen. Oft ist es dann eine Berührung, ein Blick, ein herzhaftes Lachen oder tiefes Seufzen, ein leiser Ton oder auch nur gemeinsames Atmen. Musik am Lebensende ist etwas, das nicht nur berührt, sondern auch trägt.

Hier gewinnt man mehr Einblick.